Besser online vermieten.
Jun/10

18

Radfahren in ganz Europa — ohne eigenes Rad

Radfahren ist gesund, umweltfreundlich und in vielen Städten auch eine schnelle Alternative zur Fahrt mit dem Auto. Aber was macht man, wenn das eigene Rad streikt, Freunde zu Besuch sind oder man in einer anderen Stadt unterwegs ist, ohne das eigene Rad mitnehmen zu können? Ein Fahrrad zu leihen, ist die schnellste Möglichkeit, um an einen fahrbaren Untersatz zu kommen. Neben klassischen Fahrradvermietern haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Verleihsysteme entwickelt, die mehr Flexibilität bieten sollen. Einige davon stellen wir in diesem Artikel vor.

nextbike

Die Leipziger Firma bietet in über 20 Städten ihre Fahrräder an, unter anderem in Hamburg, Köln, München, Berlin und natürlich Leipzig. Kunden müssen sich einmalig auf der Webseite registrieren. Die Ausleihe erfolgt dann per Mobiltelefon oder über die Webseite. Dazu muss man nur die Nummer des Fahrrads angeben, das man sich ausleihen will. Anschließend erhält man einen Code für das Zahlenschloss, mit dem die Räder gesichert sind. Die Räder selbst stehen in den meisten Städten an mehreren festgelegten Standorten bereit und sollen dort auch wieder abgegeben werden. Die Rückgabe selbst erfolgt auch wieder per Anruf oder auf der Webseite.


Typisches Aussehen der nextbike-Räder: Eine große Werbefläche im Rahmen
Foto: nextbike

Die Bezahlung kann per Kreditkarte oder Lastschrift erfolgen. Für letztere müssen Kunden nach der Anmeldung einen Euro an nextbike überweisen, um das Konto freizuschalten.

Eine Stunde nextbike nutzen kostet einen Euro, es gibt aber Tages-Höchstpreise, die sich von Stadt zu Stadt unterscheiden und zwischen fünf und acht Euro liegen.

Call a Bike

Das Angebot der Deutschen Bahn funktioniert ähnlich wie nextbike, allerdings unterscheiden sich die Räder deutlich. So haben die Call-a-Bikes kein gewöhnliches Zahlenschloss, sondern einen Minicomputer, über den auch der Zahlencode zur Freigabe eingegeben werden kann.

In Berlin, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Köln und München stehen die Räder innerhalb eines Kerngebietes an größeren Kreuzungen bereit und können per Anruf gemietet werden. Die Rückgabe kann an einer anderen Kreuzung erfolgen. Eine Ausnahme bildet Stuttgart, dort gibt es über die Stadt verteilte Verleihstationen, die genutzt werden müssen. Außerdem hat die Bahn an zahlreichen ICE-Bahnhöfen Call-a-Bikes aufgestellt. Sie müssen aber wieder an der gleichen Ausleihstation zurückgegeben werden — dort ist das Angebot also nicht sehr flexibel.

Der Preis wird minutengenau ermittelt und liegt bei acht Cent, für Bahncard-Besitzer sind es sechs. Pro Tag müssen maximal neun Euro bezahlt werden. Außerdem bietet die Bahn verschiedene Pauschaltarife an.

Das Stadtrad Hamburg nutzt die gleiche Technik wie Call a Bike, hat aber ein etwas anderes Preismodell: Die erste halbe Stunde kostet nichts, danach sind acht Cent pro Minute bzw. maximal zwölf Euro pro Tag fällig. Call-a-Bike-Kunden können das Angebot in Hamburg ohne weitere Anmeldung nutzen.

Bicing (Barcelona)

Bicing funktioniert so ähnlich wie Call a Bike in Stuttgart: Es gibt über die Stadt verteilte Ausleihstationen, an denen die Räder nach Registrierung an einem Terminal entnommen und abgegeben werden können. Die Nutzer müssen sich vorher registrieren und eine jährliche Nutzungsgebühr von 30 Euro bezahlen. Dafür muss die erste halbe Stunde bei der Fahrradnutzung nicht bezahlt werden.

Bicing ist dabei als Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs gedacht und nicht als touristisches Angebot. Deshalb die vergleichsweise hohe Jahresgebühr und ein drastischer Anstieg der Preise, wenn ein Rad mehr als zwei Stunden genutzt wird. Um ein Fahrrad über einen längeren Zeitraum auszuleihen, sollte man deswegen einen der momentan 23 privaten Vermieter nutzen. Die Stadtverwaltung von Barcelona pflegt eine Liste.

Vélib’ (Paris)

Das öffentliche Fahrrad-Verleihsystem in Paris funktioniert prinzipiell genauso wie in Barcelona: Es gibt zahlreiche, über die Stadt verteilte Standorte, vor allem in Nähe der Metrostationen.

Im Gegensatz zu Barcelona ist Vélib’ aber auch von Touristen sinnvoll zu nutzen, weil neben der Registrierung für ein ganzes Jahr auch eine für einen Tag (1 €) oder eine Woche (5 €) möglich ist. Dafür ist allerdings eine Kreditkarte notwendig.

Die erste halbe Stunde Fahrradnutzung ist jeweils kostenlos, die zweite halbe Stunde kosten einen, die dritte zwei Euro. Danach sind vier Euro pro halbe Stunde fällig — man sollte sein Rad also möglichst bald an einer der vielen Stationen wieder abgeben. Für die Rückfahrt kann man sich dann ja wieder ein anderes Rad ausleihen…

Rom Bike Sharing

Auch Rom setzt auf ein System mit Verleihstationen, die sich vor allem in der Innenstadt befinden. Die Registrierung erfolgt an einer von zehn bestimmten U-Bahn-Stationen und kostet zehn Euro, allerdings stehen fünf davon als Guthaben zum “Abfahren” zur Verfügung. Eine Jahresgebühr gibt es nicht. Der Nutzer erhält bei der Registrierung eine Chipkarte, mit deren Hilfe er an den Stationen Räder ausleihen und abgeben kann. Sind alle Abstellplätze belegt, hilft ein Anruf bei einer Service-Stelle, um eine Abstellstation mit freien Plätzen zu finden. In Paris und Barcelona ist das einfacher gelöst, dort zeigen die Terminals an den Stationen die nächsten freien Standorte an.

Die Fahrradnutzung selbst kostet 0,50 € pro
Stunde, die maximale Ausleihzeit beträgt 24 Stunden. Damit fehlt zwar eine kostenlose halbe Stunde, aber die Preise sind auch noch moderat, wenn man mal eine längere Strecke mit dem Rad zurücklegen will.

Der Betreiber von Rom Bike Sharing bietet auch in einigen anderen italienischen Städten ähnliche Systeme an.

City Bike Kopenhagen

Einen etwas anderen Weg beim öffentlichen Fahrradverleih geht Kopenhagen: Dort gibt es in der Innenstadt die City Bikes (Bycyklens), die von jedermann kostenlos an einer der 110 Leihstationen ausgeliehen werden können. Lediglich eine 20-Kronen-Münze ist als Pfand notwendig.

Allerdings hat das System einige Beschränkungen: So dürfen die Räder nur innerhalb der Innenstadt benutzt werden. Wer außerhalb der “Bycyclens Område” erwischt wird, riskiert ein Bußgeld. Außerdem sind die Räder sehr einfach gehalten und haben kein Licht — nach Einbruch der Dunkelheit können sie also nicht mehr benutzt werden.

City Bikes gibt es auch in anderen Städten, unter anderem in Århus.

Fazit

Moderne Fahrradverleihsysteme machen es ziemlich leicht, schnell an ein Fahrrad zu kommen. Vorteilhaft gegenüber klassischen privaten Vermietern ist vor allem, dass die Räder meist nicht zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden müssen. Außerdem sind die automatisierten Verleihstationen meist rund um die Uhr geöffnet oder die Schließzeiten begrenzen sich auf wenige Nachtstunden.

Gerade Touristen sollten aber bedenken, dass die Leihsysteme oft nur für die kurzzeitige Nutzung gedacht sind. Längere Touren, zum Beispiel ins Umland der jeweiligen Städte, werden schnell teuer oder sind gar nicht erlaubt. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht sind die Angebote nextbike und Call a Bike, die günstige Tagespreise bieten. Dennoch lohnt sich ein Preisvergleich bei einem privaten, örtlichen Fahrradvermieter: Die nehmen oft weniger als 9 Euro (Call a Bike) pro Tag. Übrigens: Auch viele Fahrradhändler bieten günstige Leihräder an.

Hinweis: Dieser Artikel stellt nur eine kleine Anzahl an Fahrrad-Verleihsystemen vor. Die Wikipedia hat noch etwas mehr zu lesen.

2 comments

  • Jens · 18. Juni 2010 um 11:08

    Leihfahrräder für weniger als 9 € pro Tag? Was ist denn das dann für ein Schrott?

    “Das Stadtrad Hamburg nutzt die gleiche Technik wie Call a Bike, hat aber ein etwas anderes Preismodell: Die erste halbe Stunde kostet nichts, danach sind acht Cent pro Stunde bzw. maximal zwölf Euro pro Tag fällig.” – 8 Cent pro Minute, oder?

  • Author comment by tsc · 18. Juni 2010 um 11:46

    Das ist dann z. B. ein Damenrad mit 5-Gang-Nabenschaltung. Nichts besonderes, aber robust und durchaus brauchbar. Gut, die 80-km-Runde würde ich damit auch nicht drehen wollen.

    Acht Cent pro Minute stimmt natürlich, danke für den Hinweis!

Hier Kommentar hinterlassen

<<

>>